WENN DIE SEELE GEFRIERT.
Menschen, die an einer Depression erkrankt sind, fühlen sich seelisch wie versteinert und brauchen dringend eine Behandlung – gerade in Zeiten der Pandemie. Mehr über Hintergründe und Hilfsangebote.
Die Depression kam schleichend. Bei Etienne, 32, fing alles mit Schlafproblemen an, dann kam die Panik. „Nach einem Urlaub wurden die Schlafstörungen und Panikattacken so stark, dass ich höchstens auf eine Stunde Schlaf pro Nacht kam.“ Der junge Vater konnte nicht mehr auf seine Tochter aufpassen, nicht an Gesprächen teilnehmen, fühlte sich zunehmend seelisch versteinert. „Besonders schlimm war, dass ich für meine Frau und mein Kind keine Gefühle entwickeln konnte“, berichtet er über die Entwicklung der Krankheit. Und das ist eine Depression im Unterschied zu einer deprimierten Stimmung oder grauen Zeiten im Leben: „Eine schwere, oft lebensbedrohliche und dringend behandlungsbedürftige Erkrankung“, erklärt Prof. Dr. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Inhaber der Senckenberg-Professur an der Goethe-Universität Frankfurt/Main.
Die Symptome der Krankheit.
Laut Zahlen der Deutschen Depressionshilfe erkrankt rund jede vierte Frau und jeder achte Mann einmal im Leben an einer Depression. Eine erste Episode erleben viele Betroffene erstmals im Alter zwischen 20 und 30 Jahren: dauernde Niedergeschlagenheit, Teilnahms-, Empfindungs- und Hoffnungslosigkeit, die so trostlos erscheinen, dass manche nicht mehr leben wollen. Prof. Hegerl: „Wer dauerhaft unter einer Depression leidet, empfindet sehr oft ein intensives Gefühl der Ablehnung sich selbst und anderen Menschen gegenüber, und fühlt sich zugleich abgelehnt von anderen. Dies führt zu dem Eindruck, isoliert und von seiner Umwelt getrennt zu sein, was mitunter die depressive Symptomatik weiter aufrechterhalten kann.“
So häufig sind Depressionen in Deutschland:*
5,3 Millionen der erwachsenen 18- bis 79-Jährigen in Deutschland erkrankten im Laufe eines Jahres an einer behandlungsbedürftigen Depression, Frauen doppelt so häufig wie Männer. Die Major-Depression ist die „klassische“ Depression, mit 15 Prozent Suizidrisiko. Von dysthymischer Störung wird gesprochen, wenn eine depressive Stimmung über zwei Jahre anhält. Die bipolare Störung ist eine schwere psychische Krankheit, bei der sich manische und depressive Stimmungsschwankungen abwechseln.
*Quelle: Stiftung Deutsche Depressionshilfe, Jacobi et al. 2016
Behandlung ist wichtig.
Wie Depressionen entstehen ist nicht gänzlich erforscht, offenbar können erbliche Veranlagung oder Ereignisse in der Kindheit zu Depressionen führen. Aber auch eine körperliche Erkrankung wie eine Schilddrüsenunterfunktion oder eine Krise kann eine Depression auslösen. Behandelt werden muss sie medikamentös und/oder psychotherapeutisch. Das war in den letzten eineinhalb Jahren leider nicht im vollen Umfang möglich: Wegen der Corona-Maßnahmen fielen Behandlungstermine aus, Klinikaufenthalte wurden abgesagt. Jede bzw. jeder zweite Erkrankte erlebte während der Lockdowns massive Einschränkungen wie das „Deutschland-Barometer Depression“ der Stiftung Deutsche Depressionshilfe nach repräsentativen Umfragen zeigte.
Selbst die Gesamtbevölkerung erlebte die Zeit als zunehmend belastend, von Depression betroffene Menschen nochmals mehr. Beim zweiten Lockdown berichteten schon 44 Prozent der an einer Depression erkrankten Menschen, dass sie sich schlechter fühlten als im ersten Lockdown und der Zeit vor der Pandemie. Auch die Selbstmordversuche nahmen zu. „Für Depressionspatienten sind Bewegung, ein geregelter Tagesablauf und ein fester Schlaf-Wach-Rhythmus wichtige unterstützende Bausteine in der Behandlung. Wenn diese wegbrechen, kann das den Krankheitsverlauf der Depression negativ beeinflussen“, führt Prof. Hegerl aus. Ärztinnen und Ärzte, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten erhielten deshalb die Möglichkeit, Videosprechstunden oder telefonische Behandlungen anzubieten und abzurechnen. Weitere Informationen und Hilfsangebote für Menschen mit Depression sowie einen Selbsttest finden Sie unter www.deutsche-depressionshilfe.de. ///
Depression.
Mehr über Depressionen, welche Vorsorge möglich ist und wo Sie Hilfe bekommen, erfahren Sie auf der Website bei „Krankheiten von A-Z“: www.bmwbkk.de/krankheiten.
APPS auf Rezept.
Digitale Gesundheitsanwendungen können auch bei Depressionen verschrieben werden. Mehr Informationen über DiGAs: www.bmwbkk.de/apps-auf-rezept.
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