
Haben Sie Angst vor der Angst?
Ängste vor Krisen, Krieg und Krankheit kennt jeder – aber was tun, wenn die Angst so wächst, dass sie den Alltag im Griff hat? Antworten und Hilfe.
Der Puls rast, der Atem stockt, kalter Schweiß bricht aus – das haben wir alle schon erlebt. Angst ist eine unserer ältesten Emotionen, eine Art Ur-Überlebensmechanismus, der uns vor Gefahren warnt, um uns zu schützen. In Sekundenbruchteilen löst das Gehirn sogenannte Kampf- oder Fluchtreaktionen aus, die im Körper zu erhöhter Alarmbereitschaft führen. Hormone wie Adrena-lin und Cortisol sorgen für maximale Leistungsbereitschaft, beispielsweise dafür, dass wir besonders schnell rennen und fokussiert denken können. „Angst ist eines der zentralsten Gefühle des Menschen“, bestätigt Prof. Dr. Arno Deister, Psychiater, Psychotherapeut und ehemaliger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN, www.dgppn.de). Aber was, wenn der Körper auch in alltäglichen Situationen permanent Alarm schlägt und das ganze Denken einnimmt?
Angst, das zentrale Gefühl.
Die aktuelle Shell-Jugendstudie zeigt: 81 Prozent der befragten Jugendlichen in Deutschland haben Angst vor einem Krieg in Europa, 67 Prozent vor Armut und 64 Prozent vor dem Klima-wandel. Auch „FOMO“ breitet sich aus. Es ist die „Fear of missing out“, ein Erlebnisdruck, der durch die Angst, etwas zu verpassen, stark unzufrieden macht. Insgesamt scheint der Angstpegel in den letzten Jahren gestiegen zu sein. Aber Angst wird nicht von allen gleich empfunden. Vor allem „die Art, mit Angst umzugehen, ist sehr individuell“, sagt Prof. Deister. Manche Menschen stürzen sich furchtlos von Klippen ins Meer oder haben einen „optimistischen Bias“ – sie schätzen das Risiko, dass ihnen etwas passiert, als zu gering ein. Andererseits ist nicht jeder, der Angst vor einem Terroranschlag hat, gleich ein Angstpatient. Laut DGPPN sind jährlich 27,8 Prozent der Erwachsenen von einer psychischen Erkrankung betroffen, 15,4 Prozent leiden an einer Angststörung. Wobei die meisten Angststörungen erstmals im Kinder- oder Jugendalter auftreten. Was unterscheidet normale Angst von einer Angststörung? „Es ist nicht ganz einfach, eine Grenze zu ziehen. Man kann aber sagen, dass die Angst in dem Moment krankhaft ist, wenn sie ihre eigentliche Funktion verliert. Sie uns also nicht mehr vor einer Gefahr schützt, sondern unser Leben behindert“, antwortet Prof. Deister. Was tun, wenn die Angst den Alltag im Griff hat? „Wir müssen in die aktive Rolle gehen und uns die Angst eingestehen“, empfiehlt der Experte.
Bei einer Angststörung hat die Angst das Leben der Betroffenen völlig im Griff.
HILFEN GEGEN ZU VIEL ANGST.
„Angststörung“ ist der Oberbegriff für verschiedene Angsterkrankungen. Wer „seine“ Angst kennt, kann den nächsten Schritt gehen und etwas gegen sie tun. Etwa, indem man die Angst rational hinterfragt: Wie realistisch ist es, dass meine Befürchtungen zutreffen? Was könnte alternativ auch passieren – und wie viel wahrscheinlicher wäre das? Eine andere Strategie setzt auf Entspannung und Selbstberuhigung, beispielsweise durch angstlösende Entspannungsübungen aus der Progressiven Muskelentspannung nach Jacobsen. Und auch beim Sport werden durch Angst produzierte Stresshormone abgebaut. Manchen Angstpatienten hilft es, unangenehme Gedanken und Gefühle so wie sie sind anzuerkennen und zu beobachten. Angstbezogene Gedanken und Sorgen werden angenommen, ja sogar willkommen geheißen, aber die Betroffenen sollen versuchen, in einer Beobachterrolle zu bleiben.
Manchmal lässt sich der Angst allerdings nur mit professioneller Hilfe begegnen. Hier hat sich die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) bewährt. Dabei lernen Angstpatienten mit den Möglichkeiten eines Psychotherapeuten, der Angst die Stirn zu bieten. So erleben sie im sicheren Therapieraum, dass nicht wirklich geschieht, was sie befürchten. Falls es Ihnen nicht möglich ist, einen passenden Therapieplatz zu finden, bietet die BMW BKK als Mehrleistung u. a. den Psychologischen Beratungsservice oder auch die Online-Psychotherapie Kirinus an. Mehr dazu finden Sie unter www.bmwbkk.de/psychischegesundheit.
GESUNDHEITSKURSE.
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