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Zwei Frauen umarmen sich lachend.

SO EIN GLÜCK! WIR. FÜREINANDER.

Menschen sind in jeder Phase ihres Lebens aufeinander angewiesen. Gemeinschaft macht glücklicher und gesünder. Positive Wertschätzung sorgt dabei für Sicherheit, wie unsere Reportage zeigt.

Autorin: Antoinette Schmelter-Kaiser // Fotos: iStock, AdobeStock, privat

Zur Familie von Mike Agbevenou in Togo gehörten nicht nur Mutter, Vater und neun Geschwister, sondern auch Großeltern sowie zahlreiche Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen. „Seit meiner Geburt war ich in einer großen Gemeinschaft eingebettet“, erinnert sich der 50-Jährige. „Dieser riesige Kreis hat mich miterzogen und mir wichtige Werte vermittelt: Miteinander, Vertrauen, Respekt.“ Heute leben seine Eltern nicht mehr; die übrige Verwandtschaft ist rund 7.000 Kilometer weit entfernt, weil Mike Agbevenou Anfang der 1990er-Jahre für sein Informatik- und BWL-Studium von Loumé erst nach Frankreich, dann nach Deutschland ging und berufsbedingt blieb. Mit Menschen umgibt er sich aber weiterhin gerne, sogar noch intensiver und regelmäßiger als früher.

Zusammen wachsen und sich aufbauen.

Durchschnittlich drei Stunden pro Tag gibt Mike Agbevenou als Salsa-Cubana- und Kizomba-Lehrer Unterricht in einer Münchner Tanzschule; etliche seiner Gruppen begleiten ihn dort seit Jahren als fortlaufende Clubs. Außerdem legt er auf Partys als DJ auf. „Das ist mehr als Arbeit“, erklärt er. „Im Lauf der Zeit wächst man zusammen, hat Spaß, kennt und mag sich, nimmt Anteil aneinander. Deshalb kommen die meisten Schüler nicht nur zum Tanzen.“ Ihn selbst baue dieser menschliche Kontakt und die Anerkennung in Momenten auf, wenn es ihm nicht gut gehe. Wie an seinem Geburtstag, der in den Lockdown im Januar 2021 fiel.

„Ich war sehr traurig, nicht mit meinen Schülern feiern zu können. Aber dann stand eine kleine Delegation mit einem Überraschungsgeschenk zum Gratulieren vor meiner Tür. Ich war zu Tränen gerührt. Wir sind wirklich wie eine Familie geworden.“

Mike Agbevenou beim Salsa-Unterricht.
Für Mike Agbevenou sind seine Salsa-Cubana- und Kizomba-Schüler wie eine große Familie.

Gefühl von zugehörigkeit und Wärme.

Wegen seiner Prägung, Persönlichkeit und Tätigkeit ist Mike Agbevenous Bedürfnis nach Gemeinschaft besonders stark. Ein Mindestmaß davon brauchen alle Meschen – extravertierte mehr, introvertierte Typen weniger. „Der Mensch ist ein soziales Wesen. Er könnte allein gar nicht existieren – weder in der Evolution, wo es um Jagen und Fischen mit anderen ging, noch in der heutigen Zeit“, erklärt der Sozial- und Wirtschaftspsychologe Prof. Dr. Dieter Frey. „Auf Gemeinschaft ist er in jeder Phase seines Lebens angewiesen“ – von der Kindheit, wo die Familie hoffentlich in der Lage sei, sich um die Entwicklung eines jungen Menschen zu kümmern, bis ins Alter, wenn der Unterstützungsbedarf aufgrund von Krankheit oder abnehmender Mobilität zunehme. „Gemeinschaft gibt uns ein Gefühl von Heimat, Geborgenheit, Zugehörigkeit und Wärme. Mangelt es an ihr, fühlen wir uns einsam, ausgestoßen, isoliert“, so Prof. Dr. Dieter Frey.

In Beziehungen leben wir länger.

Eine Meta-Analyse zum Thema „Soziale Beziehungen und Sterblichkeitsrisiko“, die von Prof. Julianne Holt-Lunstad an der Brigham Young University durchgeführt wurde, wertete die Daten von 148 Studien und 308.849 Personen aus, die durchschnittlich 7,5 Jahre lang beobachtet wurden. Das Ergebnis: Menschen mit angemessenen sozialen Beziehungen haben eine 50 Prozent höhere Überlebenswahrscheinlichkeit als andere mit schlechten oder unzureichenden sozialen Beziehungen. „Soziale Faktoren beeinflussen die Gesundheit des Einzelnen über kognitive, affektive und verhaltensbezogene Faktoren“, so das Resümee der umfangreichen Untersuchung.
Heute gibt es laut Prof. Dr. Dieter Frey eine Entwicklung von der ursprünglichen Groß- zur Kernfamilie, zunehmend mehr weiteren Formen längerer oder kürzerer (Lebens-)Gemeinschaften und größerer Freiheit und Flexibilität. „Viel mehr als früher kann jeder Mensch entsprechend seiner Präferenzen, Sehnsüchte und Neigung leben, unabhängig von Kultur, Geschlecht, Alter“, stellt er fest. Virtuelle Kontakte und Netzwerke könnten ebenfalls helfen, sich auszutauschen und das Gefühl zu haben, dazuzugehören. „Aber Forschung und Erfahrung zeigen, dass sie nicht oder nur vorübergehend tatsächliche ersetzen: den ganzheitlichen, direkten physischen und psychischen Kontakt“, sagt der Experte. Für diesen findet er es wichtig, Gemeinschaft zu suchen und zu pflegen.

„Jeder kann und sollte da aktiv sein“, empfiehlt Prof. Dr. Dieter Frey. „Ich muss selber viel unternehmen, um in meiner Familie, Nachbarschaft, Verwandtschaft oder Arbeitsgruppe dazuzugehören. Kooperatives Verhalten führt eher zu Win-win-Effekten.“ Seine Lebensphilosophie sei, dass wir insgesamt immer mehr geben sollten, um auch einiges zurückzubekommen.

Christine und Dietfried Gruber im Garten.
Christine und Dietfried Gruber haben im fortgeschrittenen Alter einen Neustart gewagt, weil sie ihr Zusammensein als Geschenk empfinden.

Beziehung mit der gleichen Basis.

Bewusst die Initiative ergreifen: Dieser Schritt hat sich für Christine und Dietfried Gruber vor 25 Jahren gelohnt. Als sie sich bei einem Freizeittreff für Singles begegneten, waren beide alleinerziehend mit zwei Kindern, nach problematischen Ehen schon länger getrennt, aber entschlossen, es noch einmal mit neuen Partnern zu versuchen. „Wir hatten die gleiche Basis und viele verbindende Elemente“, erzählt Christine Gruber über die Anfänge ihrer Beziehung, die sich schnell intensivierte. „Zusammen haben wir uns ein neues Leben erschlossen.“ Dazu gehörte der Umzug nach Murnau in ein Holz-Passivhaus, das Dietfried Gruber selbst plante und baute, die Erweiterung des Freundeskreises, die Freude an Radel- und Wandertouren durch das Blaue Land sowie an der wachsenden Patchworkfamilie, zu der heute vier Schwiegertöchter und -söhne sowie sechs Enkel gehören.

Füreinander Da sein und helfen.

„Das alles miteinander zu erleben ist ein ganz großes Geschenk“, freut sich die 75-jährige pensionierte Grundschullehrerin. Und das nicht nur in guten, sondern auch in schlechten Tagen. Denn sowohl sie als auch ihr Mann erkrankten wiederholt schwer und erkannten, „wie verdammt wichtig“ die Hilfe und Anwesenheit des anderen ist – egal ob es darum geht, dem Partner in schwachen Momenten die Hand zu halten oder ihn nach einer Diagnose zu trösten und Behandlungsmöglichkeiten zu suchen.

Sich ergänzen tut gut.

Nicht nur in Ausnahmesituationen unterstützt sich das Paar – jeder auf seine Weise, aber ausgewogen. „Ich muss nur einen Wunsch äußern und Dietfried baut mir z. B. maßgeschneiderte
Rahmen für Bilder, die ich male“, freut sich Christine Gruber. „In seinem Fundus hat er das passende Material für alles, was wir brauchen.“ Ihre Stärke sind Recherchen für Reisen, die sie mit viel Liebe zum Detail plant; idealerweise kombinieren sie Naturerlebnisse mit Besichtigungen außergewöhnlicher Gebäude. Diese inspirieren Dietfried Gruber bei seiner Arbeit als Architekt, an der das Herz des 77-Jährigen bis heute hängt und seine Frau stolz Anteil nimmt.

„Ich hätte nie gedacht, dass man sich so ergänzen kann“, stellt er fest. „Wie sehr ich das wertschätze, sollte ich öfter sagen.“ Im Alltag gehe das leicht unter. „Damit komme ich klar“, entkräftet Christine Gruber seine Selbstkritik. „Zum Hochzeits- oder Geburtstag schreibt Dietfried dafür wunderbare Briefe. Das ist seine Art, mir Danke zu sagen.“ ///

Nahaufnahme eines lächelnden Paares.

Wie funktioniert Wertschätzung? Prof. Dr. Dieter Frey erklärt wichtige Grundregeln.

  1. Wertschätzung ist ein zentraler Aspekt von sozialer Gemeinschaft. Durch sie entsteht das Gefühl: Ich gehöre zu einer Gruppe, in der ich mich auch fallen lassen kann.
  2. Gegenseitiger Respekt, Loyalität, Solidarität und Vertrauen sind wichtig in wertschätzenden Beziehungen. Entstehen permanent Verletzungen und Kränkungen, wird es schwierig, sie ohne innere Kündigung aufrechtzuerhalten.
  3. Wertschätzung von anderen überträgt sich auch auf die eigene im Sinne von Selbstvertrauen. Genieße ich positive Wertschätzung, werden Hormone des Wohlbefindens und das Immunsystem aktiviert. Geben andere dauernd Signale wie „Du taugst nichts“, wirkt sich das schädigend auf das Selbstwertgefühl aus. Von Menschen, die einen auf diese Weise runterziehen, sollten wir uns möglichst distanzieren oder gar trennen.
  4. In der Beziehung von Eltern und Kindern ist Wertschätzung elementar. Erst durch sie kann eine zuverlässige Bindung und emotionale Stabilität beim Kind entstehen.
  5. Im Arbeitsalltag sorgt Wertschätzung für Wertschöpfung. Wenn sich ein Mitarbeiter nicht wertgeschätzt fühlt, aktiviert er sein Potenzial auch nicht vollständig und geht früher oder später in die innere Kündigung.
  6. Ausdruck von Wertschätzung können kleine wie große Dinge sein: ein Danke- und Bitteschön, ein Augenzwinkern, die Zeit, die ich einem anderen gebe, Hilfestellung, aber auch Geschenke. All das dokumentiert: Du bist wichtig, keine Nummer für mich.

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