Die finanzielle Lage der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV).
Das Gesundheitssystem bedarf einer Reformation, denn die Einnahmen decken die Ausgaben nicht mehr, und die finanziellen Rücklagen in der GKV sind aufgebraucht.
Liebe Versicherte,
in den Medien ist die finanzielle Lage der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) mittlerweile ein Dauerbrenner. Konkrete Reformen, welche diese Entwicklung abbremsen, sind derzeit noch nicht in Sicht.
Es gibt viele Faktoren, die das Gesundheitssystem zu einer großen Baustelle machen. Details können Sie im Interview nachlesen, das wir für Sie im Juli vorbereitet hatten. Die Hauptbotschaft ist: Die Einnahmen decken die Ausgaben nicht mehr, und die finanziellen Rücklagen in der GKV sind aufgebraucht. Ich stelle Ihnen nun einen Bereich vor, der etwa 20 Prozent der gesamten Leistungsausgaben der BMW BKK ausmacht: die ambulante ärztliche Behandlung.
Die Ausgaben der BMW BKK für ärztliche Behandlungen betrugen im Jahr 2024 knapp 142,4 Mio. Euro und damit etwa 625 Euro je Versicherten – eine Steigerung um fast 21 Prozent seit 2019! Warum? Erstens wird die Bevölkerung immer älter. Nach Daten des Statistischen Bundesamtes ist die Zahl der über 65-Jährigen in Deutschland von 12 Mio. im Jahr 1991 auf 18,7 Mio. im Jahr 2022 angestiegen. Zweitens treffen diese Anforderungen auf teilweise bereits überlastete Versorgungsstrukturen. So ist die erste Anlaufstelle bei Krankheiten normalerweise der Hausarzt. Besonders in ländlichen Regionen ist das Dilemma bereits sichtbar: Derzeit sind knapp 5.000 Hausarztsitze unbesetzt, im Jahr 2035 werden es rund 11.000 sein. Fast 40 Prozent der Landkreise in verschiedenen Bundesländern werden dann unterversorgt oder von Unterversorgung bedroht sein1.
Um die hausärztlichen Praxen zu stärken, wurde ein Gesetz beschlossen, das deren Leistungen bis auf wenige Ausnahmen ab Oktober 2025 voll vergütet – heißt, die Vergütung wird nicht mehr durch rechnerische Obergrenzen gedeckelt. Angesichts der finanziell angespannten Lage hatte die GKV mehrfach davor gewarnt, denn: „Das Gesetz ist so aufgebaut, dass die Hausärzte garantiert 400 Millionen Euro Honorar zusätzlich bekommen, selbst wenn es keinen einzigen zusätzlichen Arzttermin gibt“, sagte Stefanie Stoff-Ahnis, Vize-Vorsitzende des GKV-Spitzenverbandes.
Um diese Herausforderungen anzugehen, bedarf es schnell grundlegender Reformen. So muss z. B. der Zugang zur ambulant ärztlichen Versorgung besser gesteuert werden. Hierzu wird das sogenannte Primärarztsystem diskutiert. Dies bedeutet: Versicherte suchen zunächst einen Hausarzt auf und werden bei Bedarf weiter zu einem Facharzt gelotst. Daneben muss es gelingen, dass die ärztliche Versorgung stärker als Teamleistung verstanden wird. Soll heißen: Berufe wie ein „Arztassistent“, die den Arzt unterstützen, müssen stärker in den Praxisalltag integriert werden. Sollten solche Maßnahmen politisch nicht schnell aufgesetzt werden, bleibt die ambulant ärztliche Versorgung eine große Baustelle, und Versicherte könnten das Nachsehen haben.
Ihr
Jens Gerhardt
Vorstand der BMW BKK
1 Studie „Gesundheitszentren für Deutschland. Wie ein Neustart in der Primärversorgung gelingen kann“ der Robert-Bosch-Stiftung
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