Zum Content springen

KAISERSCHNITT – JA ODER NEIN?

In Deutschland gibt es immer mehr Kaiserschnittgeburten, aber warum? Gründe, Beispiele und wertvolle Geburtsvorbereitung.

Autorin: Karen Cop // Fotos: Cavan Images / Getty

Cäsar, Feldherr und Herrscher Roms, wurde aus dem Bauch seiner Mutter geschnitten. So wurden schon seit 500 Jahren Kinder gerettet, wenn die Mutter während der Geburt starb. Doch die Mutter des späteren Kaisers lebte und überlebte den Schnitt, wie viele Millionen Frauen nach ihr. Die „Sectio caesarea“ gilt heute für den Risiko- und Notfall als für Mutter und Kind sichere Alternative zur Entbindung durch den natürlichen Geburtskanal. Und die Weltgesundheitsorganisation WHO meldet: In den letzten 15 Jahren stieg der Anteil der Kaiserschnittgeburten weltweit deutlich. Jedes fünfte Kind kam per Kaiserschnitt zur Welt.

In Deutschland hat sich die Rate zwischen 1991 und 2019 fast verdoppelt. Im Jahr 2018 gab es laut Statistischem Bundesamt 220.343 Kaiserschnitte, 2019 stieg die Anzahl um 0,5 auf 29,6 Prozent. Am höchsten war der Anteil im Saarland (34,8), gefolgt von Hamburg (31,5). Die niedrigsten Raten wurden in Sachsen (24,5) und Berlin (24,7) verzeichnet. Weitere Zahlen zeigen, dass nur 10 Prozent wegen zwingender medizinischer Gründe vorgenommen werden mussten, 90 Prozent aller Kaiserschnitte in Deutschland gelten als nicht dringend nötig.

Gute Gründe für einen Kaiserschnitt.

Die meisten Kaiserschnitte werden vor der Geburt von Arzt und Eltern geplant, als „primäre Sectio“. Von „sekundärer Sectio“ sprechen Hebammen und Mediziner, wenn während einer vaginalen Geburt ein Kaiserschnitt nötig wird. Doch warum entscheiden sich immer mehr Frauen und Ärzte schon vor der Geburt für einen Kaiserschnitt? „Es gibt Gründe dafür und dagegen, das kommt immer auf den einzelnen Fall an“, antwortet Dr. Rüdiger Klapdor, Oberarzt in der Frauenklinik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).

Manchmal ist eine Komplikation, die mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zum Notfall führt, schon im Vorfeld zu erkennen, etwa wenn das Kind quer in der Gebärmutter liegt oder die Mutter unter gefährlichem Bluthochdruck leidet. Bei einer sekundären Sectio gehen dem Notkaiserschnitt meist viele Stunden voraus, in denen der Geburtsvorgang zunächst gut lief, dann aber stockte, weil z. B. der Kopf des Babys im Becken der Mutter feststeckt, die Nabelschnur oder Plazenta vorfällt, die Herztöne des Babys nicht gut sind oder die Mutter keine Kraft mehr hat. Meist retten die Ärzte dann das Kind innerhalb von fünf bis zwanzig Minuten per Kaiserschnitt.

Offenbar spielen aber auch andere Gründe eine immer wichtigere Rolle: Das zunehmende Durchschnittsalter der Erstgebärenden und ihre Sorge, nicht fit genug für eine natürliche Geburt zu sein. Oder „Regeln“ wie „Einmal Kaiserschnitt, immer Kaiserschnitt“ und die Sorge der Ärzte, juristisch belangt zu werden, wenn sie nach einem Kaiserschnitt eine vaginale Geburt empfehlen.

Gute Gründe gegen einen Kaiserschnitt.

Andererseits sprechen zahlreiche Gründe gegen einen Kaiserschnitt. Eine Sectio ist und bleibt eine Operation, bei der eine Narkose nötig ist. Zwar wird der Schnitt heute so klein wie möglich gehalten und so gesetzt, dass später kaum etwas von ihm zu sehen ist, aber die Versorgung der Mutter dauert bis zu einer Stunde und sie braucht anschließend Zeit für die Heilung: drei bis vier Tage mindestens. Frauen, die vaginal entbinden, sind dank der vielen Endorphine, die ihr Körper während der Entbindung ausgeschüttet hat, meist direkt nach der Geburt in der Lage, ihr Baby willkommen zu heißen, an die Brust zu legen und zu versorgen.

Gleichzeitig geht die steigende Kaiserschnitt-Rate in Deutschland nicht mit einer Verbesserung der Kinder- und Müttersterblichkeit einher. Ein Kaiserschnitt gilt sogar als Risikofaktor für eine „postpartale Depression“, eine psychische Erkrankung, die acht bis zehn Prozent der Frauen im Jahr nach der Geburt erleben. Umgekehrt habe sich gezeigt, dass „Frauen, die unter Stress, Angst oder Depressionen leiden, sich eher einen Kaiserschnitt wünschen, auch wenn dieser medizinisch nicht unbedingt notwendig wäre“, sagt Prof. Dr. med. Stephanie Wallwiener, Oberärztin an der Universitätsfrauenklinik Heidelberg.

Gute Geburtsvorbereitung.

Umfragen bei Hebammen und Müttern zeigen, dass Schwangere sich mehrheitlich eine Spontangeburt wünschen und auch nach einem Kaiserschnitt bedauern, eine solche nicht erlebt zu haben. An der eingangs erwähnten Frauenklinik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) wurde eine Spezialsprechstunde eingerichtet. Die Frauen werden dort während der letzten Wochen der Schwangerschaft begleitet, damit sie die richtige Entscheidung für sich fällen können. Denn ein Kaiserschnitt ist selbst bei Zwillingsgeburten nicht gesetzt.

Sina B., inzwischen glückliche Mama von Clara und Elisa, berichtet: „Alle Verwandten und Freunde waren davon ausgegangen, dass ich per Kaiserschnitt entbinden würde, sogar ich selbst war anfangs davon überzeugt. Aber es hat alles geklappt, und ich habe mich zu keinem Zeitpunkt unwohl gefühlt.“ Ihre kleinen Mädchen fanden ihren Weg in die Welt ohne Operation. Sinas Geburtserlebnis ist ein Beispiel von vielen, das zeigt: Eine intensive Geburtsvorbereitung der Schwangeren, Kurse mit Partner, auch eine gut erreichbare Hebamme und Zeit für mehr Selbstfürsorge können dabei helfen, eine Geburt entspannt zu gestalten – egal, ob ein Kaiserschnitt nötig ist bzw. wird oder nicht.


Schwangerschafts-App „Keleya“

In der Keleya-App finden Sie alles, was für Sie und Ihr Kind wichtig ist: vom Online-Geburtsvorbereitungskurs über verschiedenste Workouts bis hin zu Ernährungstipps. Mehr Infos und Download: www.bmwbkk.de/schwangerschaft


BMW BKK Gesundheit digital lesen.

JA, ICH WILL ONLINE LESEN!

Egal, ob Sie der Umwelt Papier sparen wollen oder es gewohnt sind, online zu lesen – ab sofort können Sie die GESUNDHEIT überall online lesen und sind immer aktuell informiert.

Online-Magazin abonnieren


Frau schreib auf ihrem Smartphone eine E-mail

Wie gefallen wir Ihnen?

Uns hat es große Freude bereitet, die GESUNDHEIT online zu gestalten. Da unser Online-Magazin neu ist, sind wir auf Ihr Feedback besonders gespannt und freuen uns über alles: Anregungen, Kritik, Lob… Bitte schreiben Sie uns an magazin@bmwbkk.de.

 

 


Die BMW BKK möchte Ihnen den bestmöglichen Service bieten. Dazu speichern wir Informationen über Ihren Besuch in sogenannten Cookies. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden. Detaillierte Informationen über den Einsatz von Cookies auf dieser Website erhalten Sie durch Klick auf „Mehr über die Verwendung und Ablehnung von Cookies“. An dieser Stelle können Sie auch der Verwendung von Cookies widersprechen und die Browsereinstellungen entsprechend anpassen.

Sie behalten die Kontrolle

Status der einzelnen Cookie-Kategorien